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Gedanken …

Gedanken …

Liebe Kulturfreundinnen und -freunde,

ich möchte euch gerne einige Gedanken mitteilen, die mich dieser Tage so beschäftigen. Eine kleine Bestandsaufnahme.

Seit 10. März 2020 bin ich faktisch quasi arbeitslos. Ich konnte im Oktober zwei (in Worten: ZWEI) Konzerte spielen, eines vor 40, ein zweites vor 50 Leuten – mehr waren jeweils nicht erlaubt. Alles andere wurde abgesagt oder verschoben, teilweise schon zweimal.


(was dies für die beteiligten Agenturen und Veranstalter bedeutet, die die Arbeit doppelt oder dreifach haben, aber natürlich genau wie ich erst etwas verdienen, wenn das Konzert stattgefunden hat, muss ich gar nicht weiter ausführen – und wie viel das dann bei 40 Zuschauern ist, kann man sich ungefähr ausrechnen)

Gut, ich konnte mich still beschäftigen, habe viel Zeit im Studio verbracht, eine schöne Platte gemacht. Glücklicherweise kann ich auch noch von unserer SÜDEN-Tour zehren, die sehr lang und auch sehr erfolgreich war, auch wenn wir sie nicht ganz fertig spielen konnten.
Daher also kein Grund zum Jammern, mir ist vollkommen klar, dass andere Menschen ECHTE Gründe haben, in diesen Tagen zu verzweifeln.

Ich bin weit davon entfernt, die Ursache dieses ganzen Ungemachs anzuzweifeln. Ich kenne genügend Menschen, die in der Medizin oder der Pflege tätig sich, denen ich vertraue und die nicht müde werden zu betonen, dass dieses Virus überhaupt kein Spass und weit mehr als nur eine “normale Grippe” ist.

Auch glaube ich nicht an finstere Mächte, die das Ganze inszeniert haben, um uns zu kontrollieren, zu manipulieren und zu steuern … naja, generell glaube ich schon an solche Mächte, und die tun das ja ganz ohne Corona schon seit vielen Jahren immer erfolgreicher, indem sie uns mit allerlei Geräten ausgestattet haben, die uns und unsere Aktivitäten bis in den Schlaf verfolgen. George Orwell hätte nicht im Traum an das gedacht, was mittlerweile möglich ist und auch schon passiert. Dass die großen Internetkonzerne, die internationalen Firmenkonsortien nun von der Krise zu profitieren versuchen, ihre Mechanismen verfeinern und perfektionieren, wen wundert’s?

Das ist aber keine Verschwörung, das sind die “Gesetze des Marktes”, konsequenter und schrankenloser Lobbyismus sowie hemmungslose Gier. Das ist inzwischen leider völlig “normal”.
Auch die Verquickung bzw. teilweise Abhängigkeit von Politik von den großen “Playern” ist bekannt und nicht weiter verwunderlich, allerdings kann ich mir keine deutschen Politiker vorstellen, die das kriminelle Format hätten, eine Diktatur zu errichten, auch wenn einige aus der Kategorie “ich will Kalif werden anstelle des Kalifen” sich gerade allzusehr an eine beinahe unantastbare Machtfülle zu gewöhnen scheinen. Auch das verwundert nicht.

Über einige Dinge allerdings wundere ich mich schon. Zum Beispiel über die Wiederauferstehung der Solidargemeinschaft. Großartigerweise wird kaum etwas im Moment so wuchtig propagiert wie die Sorge um die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Wobei sich diese Sorge allerdings nur auf die mögliche Infektion mit dem Covid19-Virus beschränkt. Dies ist verwirrend und wirkt teilweise etwas heuchlerisch, wurden und werden doch im Sinne des Wachstums-Mantras und der Gesetzmässigkeiten einer Gewinnmaximierungsgesellschaft die Schwachen immer mehr an den Rand gedrängt, Statisten im Wettlauf um die Wertschöpfung.

Rätselhaft finde ich auch, dass die Legitimation der in der jüngeren Geschichte einzigartigen Einschränkungen der persönlichen Bewegungs- und Handlungsfreiheit eigentlich auf breiter Basis diskutiert werden müsste und könnte … aber nicht wird.
Die Erkenntnisgewinnung in dieser Sache scheint weitestgehend Konsens, exponentielles Wachstum und Inkubationszeit sind unschlagbare Argumente.
Dass dies Verschwörungsüberlegungen und Unwillen bis hin zur Aufkündigung oben genannter Solidarität hervorbringt, liegt auf der Hand.

Was mich aber naturgemäß am meisten umtreibt, und inzwischen wirklich mit größter Sorge erfüllt, ist die sich langsam (und immer noch ungläubig) einstellende Erkenntnis, dass es großen Teilen der Entscheider in diesem Land wirklich KOMPLETT EGAL zu sein scheint, dass wir uns hier gerade von einem essenziellen Teil unserer Identität verabschieden.

“Deutschland ist eine Kulturnation”, “Beethovenjahr”, “Kulturhauptstadt XY”, die “abendländische Kultur” … ein jeder schmückt sich mit Attributen, die eine Nähe zu geistigem und kreativen Reichtum erkennen lassen sollen – bis hin zum Abo bei den Wagnerfestspielen –, die aber anscheinend nur zu vertuschen suchen (und das inzwischen gar nicht mal mehr so gut), dass Kultur als reine Unterhaltung, als angenehme, aber nicht notwendige Zerstreuung wahrgenommen wird, auf die wir in diesen Zeiten leider mal verzichten müssen.

Selbst die Lippenbekenntnisse der letzten Wochen, dass die Menschen in dieser schweren Zeit ja auch mal wieder eine Ablenkung bräuchten, zeugen davon, dass der wahre Wert, die wahre Funktion von Kunst und Kultur, nämlich die Erkundung und Erforschung der Untiefen unserer Gesellschaft, das Interpretieren und auch Karikieren der Mechanismen unseres Zusammenlebens, der ständig zu erneuernde Versuch der Deutung unseres Daseins, nicht erkannt, nicht gewürdigt, oder noch schlimmer, nicht gewünscht wird.

“Wo die Kultur stirbt, beginnt die Barbarei.” (Heinrich Böll)

Künstler, Kulturschaffende, Veranstalter, Agenten, Mitarbeiter auf allen Ebenen des kulturellen Lebens werden seit nahezu 8 Monaten kaltgestellt, mit Alibiveranstaltungen und Unterstützungsversprechen vertröstet, mit teils fadenscheinigen finanziellen Hilfsprogrammen in die Irre geführt. Wer einmal versucht hat, zu verstehen, ob er überhaupt berechtigt ist, einen Unterstützungsantrag zu stellen, und wenn ja, wie dieser Antrag zu stellen ist, weiß was ich meine.
Viele zeigen auch hier wieder größte Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Fantasie. Es wurden und werden neue Formate erfunden, die alle bestehenden Möglichkeiten ausschöpfen und dabei alle bestehenden Regeln einhalten. In vielen Fällen allerdings wird mit diesen oftmals überhaupt nicht wirtschaftlichen Versuchen, die Kultur am Leben zu erhalten nur erreicht, dass der Eindruck entsteht, dass “die” sich ja mal wieder irgendwie selber helfen und – noch besser – ja doch alles irgendwie weiter geht.

Zum Verständnis am Beispiel KONZERTE: wenn in einem Saal normalerweise 1000 – 2000 Menschen Platz finden, waren es je nach Hygienekonzept nun maximal 200. So spielten also die Künstler, die sonst diese Säle füllten, vor 200 Leuten, die sonst vor 250 Leuten spielten, vor 40 oder 50. Alle anderen … gar nicht mehr.
(alles unter der Voraussetzung, dass dies – wie man so schön sagt – “finanziell irgendwie darstellbar” war)

Bis November. Dann … ALLE … GAR NICHT MEHR.

Tausende von Menschen, die in dieser Branche arbeiten, sind es gewohnt, sich um sich selbst zu kümmern, organisieren sich und ihre Arbeit selbst, schreien normalerweise nicht nach dem Staat, zahlen aber ihre Steuern, sind es gewohnt, auch mal keine Arbeit zu haben, gehen dann nicht zum Amt, wissen, es wird wieder anders, dann gleiche ich das aus. In Phasen mit Arbeit wird gearbeitet bis zum Umfallen, da schaut keiner auf die Uhr.
In der Regel ist das eine Branche, die sich selbst hilft und nicht fordert. Auch deshalb war aus dieser Ecke wohl lange nichts zu hören.

Aber wenn nun ausgerechnet diesem aktiven, selbstverantwortlichen, kreativen und SYSTEMRELEVANTEN weil LEBENSWICHTIGEN Teil unserer Gesellschaft das Wasser abgedreht wird, mit der Begründung, irgendwo müsse man ja einschränken, kann man vielleicht auch irgendwann nicht mehr anders, als dahinter eine unglaubliche Ignoranz oder vielleicht doch einen finsteren Plan zu vermuten.
Da muss man vielleicht auch Verständnis aufbringen für allerlei scheinbar sehr “unvernünftige” Verhaltensweisen bei Menschen, die seit Monaten schlicht GAR NICHTS mehr verdient haben, obwohl sie in der Regel genau so viel arbeiten wie vor dem ersten Lockdown, viele sogar noch mehr.

Die Konsequenz ist und wird sein, dass sich mehr und mehr Personen, die es gewohnt sind, diese Gesellschaft mitzugestalten, über die Belange und Bedürfnisse der Menschen, über die Bedingungen und Anforderungen unseres Zusammen-Lebens mitzudiskutieren, abwenden und als kreativer Quell der Erkenntnis nicht mehr zur Verfügung stehen.
Manche wohl aus schierer wirtschaftlicher Not oder Notwendigkeit.

Was für ein Verlust.

Ich schreibe all diese Zeilen, weil ich festgestellt habe, dass der Mehrheit meiner Mitbürger die Situation von Selbständigen und Freischaffenden schlicht nicht bewusst ist.
Die wenigsten können sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die niemals genau wissen, was sie im nächsten Monat auf dem Konto haben werden – und diesen Zustand im Prinzip sogar gut finden. So gut jedenfalls, dass sie ihn für die daraus resultierende Freiheit gern in Kauf nehmen.

Noch immer sind ganz viele sehr kreativ, wenn es darum geht, Alternativen zu finden. Aber für noch viel mehr gibt es keine Alternative, weil ein Beleuchter nicht im Homeoffice arbeiten kann, weil ein Agent sinnvollerweise nur Konzerte und Tourneen buchen kann, die auch stattfinden, weil ein Tourneeleiter nur eine Tour leiten kann, die auch stattfindet, weil ein Tontechniker nur ein Konzert mischen kann, das stattfindet.
Weil ein Künstler, dessen Kunst von Spontaneität und Interaktion lebt, keine Online-Vorstellung geben kann.
Weil die Vorstellung, man könne bestimmte Arten von Kunst, Musik, Literatur, auf Bestellung für den “Kunden” direkt und online anbieten, völlig absurd ist.

Weil die Vorstellung, z.B. ein Orchestermusiker könne einfach mal ein halbes Jahr etwas anderes arbeiten und danach mit den gleichen Fertigkeiten, dem gleichen Können wieder weiterspielen wie vorher, vollkommen unrealistisch ist.

Es schien von Anfang an klar und allgemeiner Konsens zu sein, dass man nun nicht einfach Tausende von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen nach Hause schicken kann, weil es keine Arbeit gibt oder diese nicht gemacht werden darf, und diese dann sehen sollen, wie sie irgendwie zurecht kommen, ihre Miete bezahlen, ihre Familien ernähren, etc..
Aus einem Grund, der sich mir allerdings einfach gar nicht erschließt, glaubt man aber, mit Künstlern, Künstlerinnen und insgesamt ebenfalls Tausenden von Menschen, die in der Veranstaltungs- und Kulturbranche tätig sind, könne man das schon machen.

Der Fairness halber muss man erwähnen, dass schon vor einigen Monaten ein großes Hilfspaket für unsere Branche zur Verfügung gestellt wurde.
Allgemeine Verwunderung herrscht ob der Tatsache, dass ein großer Teil dieser Mittel gar nicht in Anspruch genommen wurde – was schlicht an der Tatsache liegt, dass die Hürden und Ausschlusskriterien derart umfangreich waren, dass kaum mehr jemand blieb, für den diese Hilfen überhaupt in Frage kamen.

Wenn also nicht bald ein paar von den Milliarden (!), die ständig “mit der Bazooka” über alle möglichen Branchen verteilt werden, bei Künstlerinnen, Freischaffenden, Selbständigen, Clubbesitzern, Veranstalterinnen, Bookern, Technikerinnen, etc. etc. ankommen, wird schon sehr bald nicht mehr viel von unserer Kultur-, Veranstaltungs- & Clubszene (um die uns übrigens viele Länder beneiden) übrig sein.

Viel lieber als die Milliarden wäre allerdings den allermeisten, wenn sie einfach wieder ihrem Beruf nachgehen dürften.

Es gibt Möglichkeiten und Wege, wie man das hinbekommen kann, ohne das Infektionsrisiko nach oben zu treiben, das wurde bereits bewiesen.

So beschliesse ich also diesen (zugegeben, etwas längeren) Eintrag mit der Hoffnung, dass es irgendwann wieder einigermassen normal zugehen wird – ich verweigere mich der Aussage, dass man sich an das “neue Normal” gewöhnen müsse – und wir uns dann bei einem schönen Konzert wieder sehen.
In der Zwischenzeit, in der guten Hoffnung, die Menschen mögen in ihren Wohnzimmern auch weiterhin gerne Musik hören und dabei auf entsprechend liebevoll zubereitete Konserven zugreifen, können immerhin wir Musikanten auch weiterhin in fleissiger Heimarbeit Aufnahmen von unserem Schaffen anfertigen und euch diese dann auch – freudiger denn je – zugänglich machen.

Es grüßt euch, erleichtert, um viele Worte …

euer Martin

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Sabine Schramm
Hallo,alle zusammen habe Eure Beiträge gelesen.Und ich muss sagen ich kann alle Eure Worte / Entäuschungen verstehen.Auch ich habe Sehnsucht nach einen “Normalen Alltag” aber ich sehe esnauch aus andere Sicht. Ich bin in der Pflege tätig und war auf einer reinen Covid Station und mein jüngster Pat. war anfang 20,kern gesund und Trainiert .Er starb in meinen Armen. Danach war ich in Kurzzeitarbeit ( verückt und das in derPflege) das ende jetzt bin ich mit einem Blutenden Herzen in einem Altenheim tätig.Dazu kam noch das ich selbst an Covid Erkrankt bin die Folgen sind bis jetzt noch spürbar, ich bin kurzatmig ,schnell bleibt einen die Luft weg.Habe keinen Geschmack/ Geruchssinn mehr.Also sollten wir alle nicht verzagen auch wenn all unsere Nerven offenliegen. Wir sollten nach vorne schauen und Positive bleiben. Und Dankbar seiin das wir so tolle Künstler haben. Den Ihr habt etwas geschaffen ,das bleibt und das uns alle durch die Dunkle Zeit begleitet und trägt.Danke für Eure / Deine Musik .Und Kopfhoch es werden auch wieder helle zeiten kommen.Alles liebe und gute Danke fürs zuhören Sabine
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Martin Kälberer
Hallo Sabine,
was du beschreibst, berührt mich sehr.
Ich möchte dir sagen, bei all dem, das es auch mal zu beschreiben, zu benennen gilt, bin ich weit davon entfernt, DEINE Sicht irgendwie in Frage zu stellen. Ich zweifle keine Sekunde an der Tatsache, dass wir die Ausbreitung dieses Virus gemeinsam mit allen Mitteln bekämpfen müssen. Und dass es in dieser Situation sowieso nicht so etwas wie Gerechtigkeit gibt, ist mir völlig klar. Verstehe also die Beschreibung dessen, was mich so umtreibt – und all die anderen ebenfalls, die unter kulturellen Entzugserschein ungen leiden – bitte nicht falsch.
Ich denke, es ist verständlich, dass man sich nach inzwischen schon fast einem Jahr verordneter Quasi-Arbeitslosigkei t so seine Gedanken macht. Diese gehen aber NICHT in die Richtung “alles ist so ungerecht” oder “hört endlich auf mit dem Quatsch”. Sehr wohl glaube ich zwar, dass wir alle zusammen aufmerksam und auch kritisch beliben müssen bei der Betrachtung dessen, wie und welche Entscheidungen getroffen werden. Aber wahre Solidarität – und nichts anderes ist gefordert gerade – heißt eben, über den Tellerrand hinauszuschauen .
Alles Gute!
Martin

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Sabine Schramm


Hallo, lieber Martin !

Ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen. Und ich denke in Deiner Situation ist jedes Wort zuviel oder unpassend. Und die wenigsten können sich hineinversetzen . Aber bitte verlier nicht Deinen Mut, Geduld. Den Ihr seid so wichtig Ihr Künstler/ Musiker. Was wäre meine Leben ohne Musik. In vielen Dunklenphasen aber auch in schönen Momenten begleitet mich Musik. Und man sagt sie heilt die Seele. Also nutze die Zeit für tolle neue Musik. Kennst Du das Lied von Klaus Hoffmann ” Mein Weg,ist mein Weg….” z.b. es hat mich schon oft getragen. Was ich in den Covid Jahr gelernt habe ist Demut und Dankbarkeit.Und ich habe die grosse Hoffnung das wir alle bald wieder Konzerte hören können. Na, und dann würde ich mich freuen wenn Ihr auch mal ins Rhein-Maingebiet kommen würdet. Grade hier in Frankfurt wo wir ständig Kulturelle angebote haben oder viele Konzerte ist alles wie Tod. Doch wir alle müssen aufpassen das unsere Seele,nicht Krank wird oder Stirbt. Auch ich sehne mich wieder ( Leihenhaft) Musik machen zukönnen.Ich singe im Chor, in einer Band. Doch geht auch nicht. Ich habe mir angewöhnt wenn es ganz schlimm wird an die schönen Momente zudenken bis es weh tut. Und da ich ein so positiver Mensch bin und mich eigentlich nicht unterkriegen lasse, denke ich das wir alle nach vorne schauen können und müssen.Und auch sehne mich danach mich wieder mit Freunden zutreffen und über Gott und die Welt zuquatschenbei einen schönen Glas Wein solange bis die Sonne aufgeht. So,lieber Martin( ich hoffe das die Anrede o.k. ist) ich wünsche Dir von Herzen viele Helle Momente, viel Mut und Hoffnung.Alles liebe und gute Sabine

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Renate Osterlänger
Lieber Martin,
Du hast sehr treffend formuliert in dieser aktuellen Situation wo einem fast die Worte fehlen.
Ich war oft bei “Süden”-Konzerten, auch in Verona, und ihr habt zu dritt jedes mal so eine Liebe verbreitet – zusammen viel mehr als jeder nur allein. Ich finde, ihr Musiker und Sänger seid jetzt so wichtig. Es ist gerade so ein Spaltung in der Gesellschaft entstanden – ich weiß gar nicht, wie wir da wieder rauskommen. Meine Bitte an alle Musiker und Sänger ist: singt und spielt Lieder für Frieden, Liebe und Freiheit, alte oder neue, stellt das auf Youtube (oder Radio); nichts muss perfekt sein – aber die Liebe muss dabei sein. Wenn alle die das können, mitmachen könnte man eine Schwingung der Liebe erschaffen wie z. B. in Verona. Glaubt daran, dass ihr etwas bewirken könnt und vertraut darauf, dass wir auf jeden Fall besseren Zeiten entgegengehen.

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Boris Kutzer
Man kann es aber auch anders sehen.
Ich war auf sehr vielen eurer Konzerten, und habe auch noch für viele andere Konzerte Karten. Trotzdem glaube ich inzwischen, daß die Welt sich gerade gewaltig ändert, und vieles wahrscheinlich lange Zeit nicht mehr möglich sein wird.
Ich war dieses Jahr in keinem Konzert, da wir durch ein Ferienhaus in der Nähe von Bergamo mitbekommen habe was dort passiert ist.
Bin auch selbständing, aber schon lange nicht mehr in dem Bereich in dem ich mal angefangen habe. Das Leben ändert sich, manchmal muß man halt einfach was ganz anderes machen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Obwohl ich eure Kunst sehr schätze, glaube ich das diese “Evolution live” die wir gerade erleben alle betrifft. Der “Staat” kann uns nicht über Jahre retten.Es werden sich andere Formen finden, es wird viel neues entstehen, aber auch vieles verschwinden. Ich glaube um so eher wir die Situation akzeptieren um so schneller können wir unser Leben anpassen und auch wieder eine Wertschöpfung generieren. Trotzdem hoffe ich das wir uns in ein paar Jahren wieder live sehen.

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Martin Kälberer
Hallo Boris,
natürlich hast du vollkommen recht. Vieles wird und soll sich auch ändern. Es ist ja auch sehr interessant, wieviel sich ändern KANN, wenn nur der Wille dazu da ist. Dem will ich mich gar nicht verweigern. Veränderung ist und war schon immer meine Antriebskraft. Ich versuche aber, nicht aus den Augen zu verlieren, wohin wir steuern, wenn wir uns dem vermeintlich offensichtlich nötigen “Umbau” allzu bereitwillig hingeben. Sind bestimmte Errungenschafte n dessen, was wir unsere “Kultur” nennen, erst mal weg, wird es sehr schwer sein, sie wieder zurück zu bekommen. Der Staat ist sehr wohl dazu da (und ja auch bereit), unsere Struktur, unsere Art zu leben, zu bewahren, zu retten. Er kommt dieser Verantwortung schon unter normalen Umständen nur sehr selektiv nach – auch z.B. das Klima ist ja fundamentaler Bestandteil unserer Lebensgrundlage n, wird aber den Notwendigkeiten einer funktionierende n Wirtschaft ganz locker untergeordnet. Und ich sehe den Staat schon in der Verantwortung, alle Bereiche unserer Gesellschaft in gleicher Weise zu schützen.
Vielen Dank für deine Gedanken.
Martin

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Monika Farago


Lieber Martin,
nein, das kann nicht weg! Den offenen Raum mit offenen Ohren und Herzen gibt es immer noch; ich glaube sogar, oder richtiger: ich fühle, dass wir mit der Erfahrung der letzten Monate und dem Verzicht auf euch Kunstschaffende noch sensitiver geworden sind für das (natürliche) Bewusstsein, dass Kunst – und im Speziellen die Musik – wichtig sind für die Harmonisierung von allem.
Was uns wie ins Fühlen und Miteinander-teilen bringt, sagt uns die Erfahrung.
Menschen, die sich in Scharen über die Alpen begeben, um mit begnadeten Musikern ein großes Fest zu feiern, das sich tief in die Erinnerung eingräbt und dessen Klang und Emotion selbst nach Jahren noch abrufbar bleiben (und das nur stellvertretend für ein Beispiel, ein Highlight von vielen), sind dann auch wenig bereit, statt dessen auf die viel beschworenen, so genannt innovativen digitalen Möglichkeite n auszuweichen und wenig geeignet für eine “Kunst on demand”.
Natürlich kann und darf man das auch anders sehen; der gewaltige Umbruch, der gerade über uns hereinbricht, wird ohne eine gewisse Anpassungsfähigkeit und Wandelbarkeit nicht zu bewältigen sein. Allerdings: dabei auch das loszulassen, was uns am Herzen liegt, weil es uns wesentlich als Menschen und als Gemeinschaft ausmacht, widerstrebt aufs Äußerste. Und darf insofern nicht aus den Augen verloren gehen.
Inwieweit die Führung auf staatlicher Ebene dafür sorgt, dass uns die Kultur erhalten bleibt, inwieweit sie sich um die Menschen kümmert, die das ermöglichen und die darauf ihre Existenz bauen, wird sich zeigen. Es gibt Auffälligkeiten im großen Bild, die weniger optimistisch stimmen. Politik und Wirtschaft sind sich in einer Weise nahe gekommen, die Fragen nach den tatsächlichen Entscheidungstr ägern aufwirft, und die sich für unsere Gesellschaft als höchst ungesund erweisen könnte. Möglicherwei se werden wir erfahren, dass Schutz, Sicherheit und Unterstützung, eine verANTWORTung nicht dort zu finden sind, wo wir sie vermutet hätten. Möglic

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Bianca Ehrlich
Hallo…
es ist schon erstaunlich, was so ein nichtsichtbarer Virus alles so
sichtbar macht. Wie unterschiedlich die Menschen auf diese Situation
reagieren…darf das denn so sein?
Ich frage jetzt mal, da ich nicht werten möchte. Veränderung macht das
Leben aus und alles braucht seine Zeit um zu reifen.
Dieser Virus bringt so ziemlich alles durcheinand, zeigt aber auch,
daß das Leben nicht nur aus Konsum und Wirtschaft besteht. Vieles wird
um so wertvoller, wenn einem bewusst wird, daß doch nicht alles
selbstverständlich ist und einfach fehlt.
Deshalb wird Musik, denke ich mal so, immer relevant sein!!!
Genauso wie Lachen, Freude, gute Freunde, das kann man doch nicht mit
viel Geld aufwiegen.
Ich wünsche viele guten Gedanken und Vibrations…
Bianca

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Dürrenberger Heidi


Lieber Martin.Lieber Werner.Danke für deine berührenden, offenen worte. In allen Krisenzeiten, die der menschheit schon aufgeladen wurden, hat kultur – in welcher form auch immer – die menschen getragen, zum nachdenken und zum durchhalten gebracht, hat mut und zuversicht vermittelt. Und ausgerechnet diese menschen, die KULTUR erarbeiten, ermöglichen, den kulturschaffend en unterstützung bieten, im hintergrund arbeiten, ausgerechnet diese menschen sollen nicht unterstützt werden. wir alle profitieren doch von kultur!! wie tröstlich und aufbauend kann musik sein, ein gutes buch, das blättern in einem programmheft etc etc. ich wünsche allen kulturschaffend en, diese “gedanken” von euch Martin und Werner zu lesen und daraus mut und zuversicht zu schöpfen und dass ihr gehört werdet. alles liebe für euch und bleibt gesund. Heidi Dürrenberger
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Birgit


Lieber Martin,

was für treffende Worte!

Ich habe in vielen Jahren viele Konzerten von Dir, Pippo und Werner besucht, auch für die abgesagten Konzerte hatte ich bereits Karten, unter anderem für das Süden Abschlusskonzer t. Nicht nur spüre ich die musikalische Lücke sondern auch, als chronisch Erkrankte, die fehlende “therapeut ische” Komponente eurer Musik.

Ihr (die komplette Kulturbranche) habt lange “stillgeha lten”, vielleicht zu lange. Jetzt kommt einiges in Gange, und ich hoffe, ihr werdet auch erhört oder zumindest gehört.
KULTUR IST SYSTEMRELEVANT, auch wenn uns immer wieder anderes eingeredet wird.

Ja, dieser Virus ist schlimm, aber die Kollateralschäden, sei es psychischer, finanzieller, bildungspolitis cher oder sozialer Art, werden uns über Jahre und Jahrzehnte verfolgen.

Ich hoffe jedenfalls, dich bald wieder “live” auf einer Bühne zu sehen, wann und wo auch immer!
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